Wwoofing in Atherton Teil 2

Die erste Woche ist nun fast geschafft. Wir wurden sehr herzlich in die Familie aufgenommen.

Unser Tagesablauf sieht bisher so aus:

Aufstehen zwischen halb 8 und halb 9. Dann decken Jann und ich den Frühstückstisch, kochen Tee und frühstücken dann alle gemeinsam. Dann räumen Jann und ich wieder den Tisch ab, Teller alle einmal komplett abspülen, dann erst in den Geschirrspüler. :-) Anschließend wird sich für die Arbeit vorbereitet. Arbeitsschuhe anziehen, Hut auf den Kopf gegen die Sonne, Trinkflasche aufgefüllt und gegebenfalls noch ein wenig Sonnencreme auf die Haut. Dann geht’s los. Unsere Aufgaben waren bisher: Unkraut rausziehen, mulchen (den Garten mit Heu überdecken als Schutz der Erde gegen die Sonne), Rasensprengerschläuche verlegen, abgesägtes Holz auf den Truck werfen, zum Müllplatz fahren, das Wasserrohr reparieren, usw. ...

Am Anfang haben wir noch 4 Stunden pro Tag gearbeitet. Mitlerweile sind es mehr. Heute waren es bestimmt so 6 Stunden. Die Arbeiten sind alle nicht schwer. Das Unglaubliche ist nur die Hitze. Nach den ersten 15 Minuten Arbeit ist man schon völlig fertig. Die Sonne brennt unheimlich. Andauernd laufen wir in die Küche und füllen unsere Flaschen auf und kühlen uns mit kaltem Wasser ab. An einem Nachmittag haben wir eine Buschwanderung gemacht um das Wasserrohr zu reparieren. Wir sind also ca. 30 Minuten bei mindestens 30 Grad Temperatur dem Wasserrohr hinterher durch die Büsche gelaufen um festzustellen wo es kaputt ist. Franz (Der Mann unserer Gastfamilie) ist vor uns gegangen, mit einem Buschmesser womit er alles Gestrüpp entfernt hat um den Weg frei zu machen. Einerseits war es unglaublich toll weil wir so etwas bisher nur aus dem Fernseher kannten, anderseits war es sehr anstrengend. Die Beine und Arme waren danach zerkratzt, man musste über Hügel, einen Fluss und so viele Büsche laufen. Wir haben aber auch „wilde“ Känguruhs und zwei Schlangen gesehen. Im Fluss lebt ein 1 Meter langer Wasserdrache. Der hatte sich aber trotz seiner Größe leider zu gut versteckt. Auch Dingos sollte es dort geben was mir erst Angst eingejagt hatte aber Franz meinte, dass die viel zu scheu sind und einen Menschen nicht gleich anfallen nur weil sie ihn gesehen haben. :-)

So gegen 13 Uhr gibt es meistens Mittagessen. Bisher war das immer ne Scheibe Brot, Obst oder Salate. Wenn wir mit der Arbeit fertig sind, ruhen wir uns ein wenig aus und gehen in den Pool oder liegen einfach nur faul herum. Wenn Renate (Die Frau unserer Gastfamilie) dann mit dem Kochen zum Abend anfängt helfen wir meistens mit. Renate kocht sehr sehr gerne und benutzt auch gerne (und viele) Gewürze. ;-) Jann wird jedesmal von Renate abgefragt. z.B.: Welches Gewürz ist das? Zu was passt das? Welche Kräuter kennst du? Was ist der Unterschied zwischen Lauch, Zwiebellauch, Poree, usw.... Wozu verwendet man das? Warum nimmt man jetzt das Gewürz und nicht das? Bei den beiden dann zuzuschauen ist wirklich sehr amüsant. Mich hat sie es irgendwie geschafft zu überreden, dass wir am Wochenende einen Riesenhummer kochen und zerlegen. (Nur zur Übung. Der Hummer liegt schon zu lange im Kühlschrank und wenn wir den fertig gekocht und zerlegt haben schmeißen wir ihn weg) Jann und ich decken dann auch immer den Tisch im Esszimmer. Jeden Abend wird bei Kerzenlicht, klassischer Musik und einem Glas Wein oder Bier gegessen. Nach dem Essen bleiben wir meistens noch eine Stunde am Tisch sitzen und unterhalten uns über Politik, Essen, Beruf, Australien oder über Pflanzenarten und andere unglaublich wichtige Sachen. Wir haben in der einen Woche schon so viel gelernt. Jann kennt nun alle Gewürze und Kräuter und ich Pflanzen – und Unkrautarten. Von Franz erfahren wir auch viel über Australiens Geschichte oder andere Länder. Beruflich steuert er Unterwasserroboter die Pipelines reparieren. Er fährt dann immer mal so für 4 Wochen irgendwohin (Nordsee, Afrika, Russland....) ist dann auf einem Schiff und kommt dann wieder für 3 Wochen nach Hause bevor es in das nächste Land geht. Er kennt also viele Länder und erzählt uns dann gerne was so in Afrika und co. abgeht. Renate arbeitet von Montags bis Donnerstags in einem Behindertenheim. Freitags ist dann immer der Bär los, denn dann kommt die Putzfrau. Das Haus hier steht nämlich so abgelegen im Wald, dass man nie einen Menschen zu Gesicht bekommt. Wenn man mit dem Auto ein Stück durch den Wald fährt steht dort eine kleine Hütte in der ein Mann wohnt. Ohne Strom und so. Der einzige Nachbar auf 17 Kilometern. Bisher haben wir ihn aber auch noch nicht gesehen.

Gerne sitzen wir auch mal abends zusammen mit einem Buch über Vögel oder Gartenkräuter auf der Veranda und lesen. :-)

Die beiden unternehmen auch sehr gerne etwas mit uns. So haben wir an einem Tag z.B. einen sehr großen Baum besichtigt und am anderen Tag saßen wir um 12 Uhr mittags in einem Pub und haben ein Bier getrunken. An diesem Tag bestand unsere Aufgabe einfach nur mit zum einkaufen zu kommen. Das war ein schöner Tag. :-) Wir waren in Tierhandlungen und haben uns Hundewelpen angeschaut, wir haben das australische Pub kennen gelernt, waren bei MC Donalds und anschließend durften wir den Einkaufswagen voll machen. Und dann im Laden: „Jann, welches Gemüse ist das? Und dieses Kräuter? Oh je, du kennst kein Dill? Dann gibt’s das heute Abend zum Essen“. Abends kam dann die Frage: „Und Jann wie schmeckt dir Dill?“ Jann: „Ach das ist Dill? Ich dachte das wäre die Dekoration für das Reis.“ Eine Minute später: „Hm, Dill schmeckt nach Gras.“ Renate war aber ganz erfreut, dass Jann es wenigstens probiert hat und nicht sofort heimlich der Katze gegeben hat.

Ich fand es wirklich sehr lustig. :-) Selbst Wurst in Essig haben wir heute gegessen.

Renate ist 49 Jahre alt und Franz 46. Die beiden sind viel lockerer als wir es am Anfang erst gedacht haben und andauernd ziehen die uns damit auf, dass wir eine Woche mit der falschen Uhrzeit rumgelaufen sind. Z.B.: Ich frage Franz wie spät es ist und er fragt: Nach eurer oder unsere Uhr? Oder ich frage wie spät wir morgen anfangen zu arbeiten und er sagt: halb 9, also nach eurer Zeit halb 8. :-)

Kinder haben die beiden nicht. Kleinkinder wären zu zeitaufwending, zu nervig und so. Morgens hatte Renate mir das erzählt. Am nachmittag saßen Jann, Franz und ich vorne im Truck und hatten uns vorher ein Eis geholt. Mir ist dann  blöderweise mein Eis aus der Hand gefallen und direkt auf die Hose von Franz. Ich hab die ganze Autofahrt gelacht und gedacht Kinder brauchen sie ja nicht wenn sie Wwoofer haben die die beiden mit Eis volkleckern. :-)

Renate und Franz versuchen mich an das Wasser trinken zu gewöhnen und so mache ich mir immer tagsüber eine Flasche voll mit Wasser und ein wenig Zitronensirup. Morgens trinke ich Tee und wenn die beiden abends ins Bett gegangen sind hole ich mir eine Dose Cola aus dem Kühlschrank. lol

Abends fallen wir eigentlich immer total erschöpft ins Bett. Franz hat eine Ausbildung zum KFZ Mechaniker gemacht und wird sich die nächsten Tage mal unser Auto anschauen ob noch alles ok ist und wir damit in Ruhe durch das Outback fahren können.